24. MAI 2024
|
PERSÖNLICHE PROBLEME
Essstörungen: Dir kann geholfen werden
Das Wichtigste in Kürze
- Es gibt verschiedene Essstörungen.
- Du musst dich nicht schämen, wenn du an einer Essstörung leidest.
- Es ist wichtig, so früh wie möglich Unterstützung zu holen.
- Eine Behandlung bei einer Fachperson kann dir helfen.
Viele Jugendliche und junge Erwachsene sind unzufrieden mit ihrem Körper. Das ist ein Stück weit normal. Der Körper verändert sich in der Pubertät. Das kann verunsichern. Vielfach führen Schönheitsbilder aus Werbung und Social Media auch zu einem verzerrten Körperbild. Die Idealbilder können in dir das Gefühl auslösen, nicht zu genügen, obwohl du dieses Gefühl vorher gar nicht hattest. Du bist unzufrieden, obwohl dein Körper völlig ok ist.
Manche hassen ihren Körper oder einzelne Körperteile gar regelrecht. Sie haben das Gefühl, dass sie anders aussehen müssen oder alle Probleme sich lösen würden, wenn sie ein bestimmtes Gewicht hätten. Daraus kann sich eine Essstörung entwickeln.
Essstörungen kommen häufig vor
3.5 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens von einer Essstörung betroffen. Frauen etwas häufiger als Männer. Doch ist es längst keine reine Frauenkrankheit mehr. Auch viele männliche Jugendliche und Männer leiden unter einer Essstörung.
Ihren Anfang nehmen viele Essstörungen im Jugendalter oder im frühen Erwachsenenalter. Oftmals beginnen Essstörungen schleichend. Deshalb, und weil die Anzeichen variieren, dauert es oft lange, bis Betroffene oder auch das Umfeld sie erkennen.
Die häufigsten Essstörungen und ihre Symptome
Magersucht (Anorexie nervosa)
Bei einer Magersucht wollen Betroffene zwanghaft abnehmen. Sie halten strikte Ernährungsregeln ein, hungern, erbrechen oder nehmen abführende oder appetithemmende Medikamente. Anorexie-Betroffene erhalten besonders am Anfang oft Bestätigung für ihren Erfolg beim Abnehmen. Das bestärkt sie in ihrem Verhalten. Die Gedanken kreisen ständig ums Essen, das Gewicht und die Figur. Viele machen besonders viel Sport, um Kalorien zu verbrennen. Menschen mit einer Magersucht sind oft stark untergewichtig. Doch sehen sie das selbst nicht. Sie nehmen sich trotzdem als zu dick wahr. Eine Magersucht kann für Betroffene lebensgefährlich werden, wenn sie immer mehr und mehr an Gewicht verlieren. Aufgrund der Mangelernährung sind sie oft müde, frieren oder haben Kreislaufprobleme. Häufig bleibt die Menstruation aus.
Ess-Brech-Sucht (Bulimie)
Typisch für eine Bulimie sind Essanfälle. Betroffene essen in kurzer Zeit grosse Mengen. Um nicht zuzunehmen, erbrechen sie die Nahrung im Anschluss wieder. Andere nehmen Abführmittel ein oder machen viel Sport, um die zusätzlichen Kalorien loszuwerden. Menschen mit Bulimie haben meistens ein normales Gewicht. Weil sie sich schämen, verheimlichen sie ihr problematisches Essverhalten. Deshalb bemerkt das Umfeld eine Ess-Brech-Sucht häufig erst spät. Häufiges Erbrechen führt zu dauerhafter Schädigung an Zähnen und Speiseröhren.
Binge-Eating-Störung
Auch Personen mit einer Binge-Eating-Störung erleben Essanfälle, die nichts mit Genuss oder Hunger zu tun haben. Doch ergreifen sie keine Massnahmen, um überschüssige Kalorien wieder loszuwerden. Betroffene leiden deshalb oft unter Übergewicht. Sie schämen sich für ihre Essanfälle und haben Schuldgefühle. Viele ekeln sich vor sich selbst und leiden unter Selbstzweifeln. Eine Vorstufe einer Binge-Eating-Störung ist das sogenannte Frustessen oder auch emotionale Essen.
Adipositas
Starkes Übergewicht mit einem BMI von über 30 gilt als Adipositas. Deshalb nennt man sie umgangssprachlich auch Fettsucht. Betroffene nehmen mehr Kalorien zu sich, als sie brauchen. Trotz wiederholten Diäten oder Diätphasen gelingt es ihnen häufig nicht, ihr Gewicht zu reduzieren. Vorurteile gegenüber übergewichtigen Menschen sind verbreitet, weshalb sich viele Betroffene für ihr Gewicht schämen.
Tipps, wenn du selbst unter einer Essstörung leidest
- Du musst dich nicht schämen, wenn du eine schwierige Beziehung zum Thema Essen hast. Es ist nicht deine Schuld und auch keine Charakterschwäche.
- Dir kann geholfen werden. Es ist wichtig, dass du dir Hilfe holst. Die Arbeitsgemeinschaft Ess-Störung bietet kostenlose Beratung für Menschen mit Essstörungen und Essproblemen. Du darfst dich auch jederzeit bei der Beratung 147 melden.
- Überlege dir, welches Bedürfnis oder welche Gefühle hinter dem Essen respektive dem Verzicht stecken. Versuche, diese Bedürfnisse in anderen Lebensbereichen zu decken und Gefühlen Raum zu geben, auch wenn das unangenehm sein kann. Teste auch andere Bewältigungsstrategien aus, um den Druck zu minimieren.
- Wende dich an Vertrauenspersonen aus deinem Umfeld, zum Beispiel deine Eltern, dein Gotti oder deinen Götti, Lehrpersonen oder die Schulsozialarbeit. Sie können dir helfen, fachliche Unterstützung in Form einer Beratung oder Behandlung zu bekommen.
Tipps, wenn eine Freundin eine Essstörung hat
- Sprich die betroffene Person in einem ruhigen Moment an. Sag ihr, dass du dir Gedanken über ihr Essverhalten machst und du gerne mit ihr darüber sprechen möchtest, wenn sie das auch möchte.
- Sag der Person, dass du sie nicht verurteilst wegen ihres Essverhaltens, du sie aber unterstützen möchtest, Hilfe zu bekommen. Zwinge sie jedoch nicht, Hilfe anzunehmen, wenn sie das nicht möchte.
- Biete der Person an, gemeinsam Hilfsangebote zu suchen. Wenn es für euch beide stimmt, kannst du deinen Freundin auch an einen Beratungstermin begleiten.
- Sprich die Person regelmässig auf das Thema an, ohne Druck zu machen. Zeige ihr, dass sie dir wichtig ist und du das Thema nicht vergessen hast.
- Frag die betroffene Person, in welchem Rahmen ihr zusammen essen könnt oder ob es sie beispielsweise stört, wenn du vor ihr isst. So könnt ihr gemeinsam schauen, was für euch beide stimmt.
- Unternehmt gemeinsam Sachen, die euch Spass machen. Sprecht dabei auch über andere Themen als die Essstörung.
- Achte auf deine eigenen Grenzen. Schau zu dir selbst, wenn es dir zu viel wird. Verbringe auch Zeit mit anderen Personen oder Hobbys. Du kannst nur für andere da sein, wenn es dir selbst gut geht.