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24. JUNI 2024
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FAMILIE

Streit mit den Eltern – was tun?

Streit mit den Eltern – was tun?
Streit mit den Eltern gehört zur Kindheit – und erst recht zur Pubertät – dazu. Trotzdem kann es dich belasten, wenn du dich oft mit deiner Mutter oder deinem Vater streitest. Erfahre, was du bei Konflikten mit deinen Eltern tun kannst.
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Das Wichtigste in Kürze

Streit mit den Eltern ist bis zu einem gewissen Grad normal. Werden im Streit Grenzen überschritten, ist das nicht ok. Du kannst zu einer guten Streitkultur etwas beitragen. Regeln können helfen, Streit ruhiger auszutragen.

Willst du mehr gamen, als deine Eltern für gut befinden? Möchtest du gerne bei deinem Freund übernachten, deine Eltern finden aber, du bist noch zu jung dafür? Streitet ihr darüber, wie du dich kleidest?

Konflikte mit den eigenen Eltern gehören zur Entwicklung. Schule, Freizeit und viele weitere Bereiche haben Konfliktpotenzial. Erwachsene sehen die Dinge oft anders als Kinder und Jugendliche. Vielleicht sind sie nicht immer ganz einverstanden mit dem, was du machst. Oder du wünschst mehr Freiheiten, als deine Eltern dir zugestehen möchten.

Häufiger Streit kann ganz schön nerven und auch zur Belastung werden. Bis zu einem gewissen Punkt muss man Streit mit den Eltern in Kauf nehmen. Grundsätzlich in Ordnung sind Konflikte,

  • wenn sie mit Worten ausgetragen werden,
  • wenn alle Beteiligten zu Wort kommen und ihre Sicht der Dinge darstellen können,
  • wenn der Konflikt zeitlich begrenzt ist, das heisst, wenn es nach dem Streit auch wieder zu Zeiten mit guter Stimmung kommt.
  • Es darf auch mal vorkommen, dass jemand eine Tür knallt und ihr einander anschreit, Hauptsache, die Stimmung beruhigt sich anschliessend wieder.

Wenn der Streit mit den Eltern für dich zur Belastung wird, ist es wichtig, dass du dir Unterstützung suchst. Auf jeden Fall Hilfe holen solltest du,

  • wenn du oder ein anderes Familienmitglied beschimpft oder bedroht wird,
  • wenn jemand körperliche Gewalt anwendet.
  • wenn du oft beleidigt, beschimpft oder fertig gemacht wirst. Solches Verhalten zählt zu psychischer Gewalt.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du zu Unterstützung kommst. Vielleicht kann eine bekannte oder verwandte Person den Streit schlichten. Wenn du mit jemandem von aussen reden möchtest, kannst du dich an eine Jugendberatungsstelle oder 147.ch − Beratung und Hilfe wenden.

Kinder und Eltern haben unterschiedliche Meinungen

Obwohl du dich selbst nicht mehr als Kind siehst, bist du es in den Augen deiner Eltern möglicherweise noch. Sie haben klare Vorstellungen, was gut für dich ist und wollen, dass dir nichts zustösst. Schliesslich tragen sie auch die Verantwortung für dich. Gleichzeitig möchtest du deine eigenen Erfahrungen machen können. Das kann dazu führen, dass ihr verschiedene Meinungen habt.

Zum Streiten gehört, dass beide Seiten ihre eigene Meinung haben und oftmals recht haben wollen. Man kann jedoch auch so streiten, dass man am Ende eine Lösung findet, mit der alle leben können.

Wie du im Streit mit deinen Eltern Lösungen findest

  1. Fang bei dir selbst an

In einem Streit suchen wir die Schuld oft bei den anderen und wünschen uns, dass sie sich ändern. Ändern können wir jedoch nur uns selbst. Wenn du das Gefühl hast, dass du dich dauernd mit deinen Eltern streitest, kann es helfen, mal dein eigenes Verhalten anzuschauen. Wie war es beim letzten Streit? Warst auch du stur oder ungerecht? Gibt es irgendetwas an der Meinung deiner Eltern, das du verstehen und annehmen kannst?

  1. Finde in Konflikten Kompromisse

Kompromisse sind ein Weg, aufeinander zuzugehen. Wenn man eine gute Lösung möchte, lohnt es sich, den ersten Schritt zu machen. Wenn du deinen Eltern einen konkreten Vorschlag machst, zeigst du ihnen dein Interesse an einer guten Lösung für die ganze Familie. Streitet ihr euch oft über das Mithelfen im Haushalt? Du könntest dir überlegen, welche Aufgaben du weniger unangenehm findest als andere, und anbieten, diese zu übernehmen.

  1. Sag, wie du dich fühlst

Wenn du dich von deinen Eltern ungerecht behandelt fühlst, darfst du ihnen das sagen. Wenn du beschreibst, wie du dich fühlst, statt sie zu beschuldigen, werden sich deine Eltern weniger angegriffen fühlen. Dadurch bleibt das Gespräch ruhiger. Du kannst zum Beispiel sagen: «Mich stresst es, dass wir in letzter Zeit so oft streiten.» Das ist eine sogenannte Ich-Botschaft, und die klingt ganz anders als: «Ihr nervt mit eurer dauernden Nörgelei!»

  1. Finde eine neue Haltung im Streit

Es kann vorkommen, dass ein Streit eskaliert. Wenn alle immer genervter und gefrusteter sind und es sehr laut wird, dann könnt ihr versuchen, eine Pause zu machen. Später könnt ihr die Diskussion mit einer anderen Haltung fortsetzen. Eine neue Haltung findest du am ehesten, wenn du nicht über das Problem oder dessen Lösung nachdenkst. Stattdessen kannst du dir überlegen, was du alles an deinen Eltern schätzt. Du kannst es aufschreiben und ihnen zum Lesen geben. Bitte sie darum, dasselbe zu tun. Das braucht etwas Überwindung, weil du vielleicht findest, sie sollten den ersten Schritt machen. Doch du wirst sehen, euer nächstes Streitgespräch wird anders verlaufen.

Kinder können mit den Eltern streiten üben

Richtig zu streiten und Lösungen auszuhandeln, muss man üben. Am besten geht das mit Menschen, bei denen man sich sicher fühlt. Wenn du mit deiner Familie gut streiten und Lösungen finden lernst, dann hilft dir das später im Leben. Du profitierst davon in einer Beziehung oder bei der Arbeit.

Wenn du über etwas reden willst, über das deine Eltern ganz andere Ansichten haben, sage das vorher. So könnt ihr eine Zeit abmachen und das Gespräch ruhiger angehen. Du kannst deinen Eltern die folgenden Regeln vorschlagen:

  • Alle dürfen erzählen, wie es ihnen geht, ohne unterbrochen zu werden.
  • Man spricht vor allem von sich und in Ich-Form und nicht in Du-Form.
  • Nicht rechtfertigen! Sag lieber, wie du dich fühlst, wenn du dies oder das hörst.
  • Alle bekommen ungefähr gleich viel Redezeit.
  • Nachdem eine Person gesprochen hat, ist es hilfreich, wenn die anderen Fragen stellen wie: Ich habe verstanden, dass ... Ist das richtig?

Kritisieren sollte man höchstens das Verhalten, aber nicht die andere Person selbst. Also lieber: «Mich stört, wenn du das und das tust», statt: «Du bist so und so, und das nervt.» Man fühlt sich dadurch weniger angegriffen und kommt besser miteinander ins Gespräch.

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