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13. MÄRZ 2023
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SEXUALITÄT

Sexuelle Gewalt – wenn andere betroffen sind

Sexuelle Gewalt – wenn andere betroffen sind
Es ist schockierend, von sexueller Gewalt zu erfahren. Doch wenn du als Freund*in gut reagierst, kannst du für die betroffene Person eine grosse Hilfe sein. Erfahre, was du tun und wie du unterstützen kannst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Es ist ein grosser Schritt, jemandem von sexueller Gewalt zu erzählen.
  • Als Freund*in kannst du helfen, indem du zuhörst ohne zu hinterfragen oder zu verurteilen.
  • Du solltest keinen Druck ausüben, irgendetwas zu tun.
  • Du kannst gemeinsam mit der betroffenen Person überlegen, was sie gerade braucht und was ihr guttun würde.
  • Für Betroffene sexueller Gewalt kann dieser Artikel hilfreich sein.

Zuhören und Glauben schenken

Wenn dir eine Freundin von einem selbst erlebten sexuellen Übergriff erzählt, kann das überfordern. Folgendes kann dir und deinem Gegenüber helfen:

  • Behalte Ruhe und höre gut zu: Es ist ein grosser Schritt und zeugt von Vertrauen, dass die betroffene Person mit dir darüber spricht. Viele Betroffene reden lange nicht über eine solche Tat.
  • Nimm die Person ernst und glaube ihr: Selbst wenn das Gesagte unglaublich erscheint, solltest du als Freund*in es nicht infrage stellen.
  • Versuche, dich nicht zu sehr zu empören und über niemanden zu urteilen. Falls du starke Wut oder Hass gegenüber der Tatperson empfindest, solltest du dies nicht gegenüber der von sexueller Gewalt betroffenen Person äussern. Insbesondere, wenn die Tatperson ihr nahesteht.
  • Solltest du dich von den Schilderungen überfordert fühlen, darfst du das mitteilen. Zum Beispiel, indem du sagst: «Es wird mir zu viel, das überfordert mich.»
  • Stell das Verhalten der betroffenen Person vor, während oder nach der Tat nicht infrage und verharmlose nicht. Fragen wie, «Wieso hast du so viel getrunken» oder «Wieso hast du dich nicht gewehrt», sind nicht hilfreich. Die Verantwortung für die Tat liegt alleine bei der Person, welche die Tat begangen hat.
  • Zwinge niemanden zum Reden und verzichte auf detailliertes Nachfragen.
  • Sei für die Person da: Du kannst beispielsweise fragen, was sie jetzt braucht, damit es ihr besser geht und sie sich sicher fühlt.

«Das Wichtigste ist, dass die Person spürt, dass sie nicht allein ist und sich ernst genommen fühlt.»

Gemeinsam Hilfe holen

Wenn du von sexueller Gewalt hörst, kann dich das hilflos, traurig oder auch wütend machen. Trotzdem solltest du auf Impulshandlungen verzichten: Konfrontiere niemals die mutmassliche Tatperson und erstatte niemals von dir aus Anzeige. Stattdessen kannst du der von sexueller Gewalt betroffenen Person anbieten, dass ihr gemeinsam zu einer Opferberatungsstelle geht oder zusammen bei 147 anruft.

Die Opferhilfe kann euch Möglichkeiten zum Schutz vor weiteren Übergriffen und Verarbeitung von sexueller Gewalt aufzeigen. Sie kann euch auch bezüglich Anzeige bei der Polizei beraten. Doch übe keinen Druck aus und handle nicht eigenmächtig. Nach sexueller Gewalt ist es wichtig, dass Betroffene die Kontrolle behalten können, was passiert.

Auch für dich kann die Situation herausfordernd sein. Sorge deshalb dafür, dass du selbst genügend Unterstützung hast. Auch als angehörige oder befreundete Person kannst du dich bei der Opferhilfe beraten lassen. Wenn du reden möchtest, darfst du dich auch jederzeit an die Beratung 147 wenden.

Siehst oder hörst du, wie jemand sexuelle Gewalt ausübt, so sprich Passanten an, damit sie dir helfen, einzugreifen, und die Polizei zu rufen. Bist du allein, dann rufe die Polizei, und wenn du dich dadurch nicht gefährdest, so schreie: «Hör auf, lass sie/ihn in Ruhe, hau ab, ich rufe die Polizei!»

Ist die akute Bedrohung vorbei, kläre mit der betroffenen Person, ob es eine Vertrauensperson gibt, die man anrufen könnte. Lass die Person nicht allein, bis die Polizei kommt. Vielleicht braucht sie medizinische oder psychologische Betreuung und Hilfe. Wenn du unsicher bist, was du tun sollst, rufe uns auf 147 an.

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